Vom Mitläufer bis zum Massenmörder

"Wir haben nur unsere Pflicht getan für Volk und Vaterland."
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Das Porsche-KapitelUnter den vielen Medienberichten nach dem Erscheinen des Stuttgarter NS-Täter-Buches 2009 ist auch ein Artikel der israelische Zeitung Haarez. Autor Ofer Aderet hat Porsche mit den Recherchen von Uli Viehöver konfrontiert. Der Konzern sagte damals erstmals öffentlich zu, eine umfassende historische Studie über die NS-Zeit in Auftrag zu geben. Zitat: Diese Studie liegt mittlerweile vor – acht Jahre nach der Ankündigung. Sie stammt von Professor Wolfram Pyta, der die Abteilung für Neuere Geschichte am Historischen Institut der Universität Stuttgart leitet. Zwei Jahre lang haben Pyta und zwei Mitarbeiter (Jutta Braun und Nils Havemann) nach eigenen Angaben an dem Buch gearbeitet und dabei auch in ausländischen Archiven geforscht. Titel des Werkes: "Porsche – Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke". Porsche hat das Projekt finanziell unterstützt. Das Budget: rund 300 000 Euro. Man habe aber keinerlei Einfluss auf den "Prozess der Erkenntnisgewinnung" genommen, bekräftigt Achim Stejskal, der bei Porsche für die Kooperation zuständig war. Stejskal leitet das Porsche-Museum und die historische Öffentlichkeitsarbeit. Doch schon kurz nach Erscheinen (2017) stellt sich heraus, dass Pyta eine sehr wichtige Quelle (in den USA) nicht beachtet hat, von deren Existenz er wusste, die komplette Hinterlassenschaft von Adolf Rosenberger. Dabei war Rosenberger in den ersten Jahren neben Ferdinand Porsche und Anton Piëch, der dritte Mann im Unternehmen, aus dem er später verdrängt wurde. So schrieb er nach dem Zweiten Weltkrieg an seine Anwälte, Porsche und Piëch hätten „sich meiner Mitgliedschaft als Jude bedient, um mich billig los zu werden." So Gottlob Schober und Eberhard Reuß in einem Bericht des ARD-Magazins Report Mainz ➨ und in einem Hörfunkbeitrag in SWR2 Tandem ➨. Die Porsche AG hat Wolfram Pytas Institut mittlerweile eine Professur für Unternehmensgeschichte gespendet. Jährlich einen sechsstelligen Betrag – zehn Jahre lang. Unirektor Wolfram Ressel spricht von „einer bundesweit einmaligen Sache“. Und: „Auslöser des Engagements ist die Arbeit des Stuttgarter Historikers Wolfram Pyta.“ (Stuttgarter Zeitung, 10. Oktober 2017) Die Zusammenarbeit stieß prompt auf Kritik. Josef-Otto Freudenreich schrieb über „Die Porsche-Professur“: „Alle sollen denken, dass das nur der Wissenschaft dient. Der Rektor der Uni Stuttgart glaubt das, eine grüne Ministerin auch, ein Star-Historiker nicht.“ Pyta beschreibe Porsche als "politischen Konjunkturritter". Das sei „harmlos formuliert, wenn man die Arbeit von Ulrich Viehöver als Vergleich heranzieht, der die Legende vom unpolitischen Techniker bereits 2009 entlarvt hat, ohne bei Pyta Erwähnung zu finden“. Viehöver habe damals „als erster nachgewiesen, dass die Nähe von Porsche zu den Nazis viel enger war, als bis dahin zugegeben“. Auch Wolfgang Benz, lange Jahre Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, hat sich kritisch zu der Zusammenarbeit von Pyta und Porsche geäußert. ➨ Als Reaktion auf das Pyta-Buch hat Kontext Ulrich Viehöver, den Autor des Porsche-Kapitels im Stuttgarter NS-Täter-Buch, gebeten, noch einmal über seine Recherchen zu berichten. Kontext veröffentlichte dann Ende 2017 und Anfang 2018 eine dreiteilige Artikel-Serie. Fazit des langjährigen Wirtschaftsjournalisten und Buchautors aus Stuttgart: „Wie so viele Historiker und Journalisten verfällt auch das Autoren-Trio um Pyta dem Charme der Tüftler und ihrer Techniken. Dieser schmeichelnde Blick blendet die raue Realität der Nazi-Diktatur teilweise aus.“
Teil 1: Der geliebte Nazi-Tüftler Teil 2: Gefangen in Porsches Normbaracke Teil 3: Porsche, Piëch, Nazi-Profite Einige Reaktionen auf das Porsche-KapitelDie Porsche-Professur 50 Jahre nach dem Tode von Adolf Rosernberger geht es der Familie Esslinger um ein Stück Gerechtigkeit für den Mann, der Porsche machte, bis er als Jude nicht mehr gebraucht wurde. Sandra Esslinger arbeitet jetzt selbst an einem Buch über Adolf Rosenberger.“ Auf die Frage, warum er den Nachlass von Adolf Rosenberger nicht in seine wissenschaftliche Arbeit aufgenommen hatte, antwortet der Stuttgarter Historiker Professor Pyta: "Also ich wäre gerne bereit gewesen, diese Akten auszuwerten, nur sind mir diese Akten nicht zugänglich gemacht worden und es hat eine Kontaktanbahnung von mir gegeben." Tatsächlich aber kann sich die Verwalterin der Hinterlassenschaft von Adolf Rosenberger, Phyllis Esslinger, nur an ein Telefongespräch mit einer Mitarbeiterin von Professor Pyta im Januar 2014 erinnern. "Dann fragte mich seine Mitarbeiterin, ob mich der Professor demnächst kontaktieren dürfte – über die Unterlagen und meine Beziehung zu Rosenberger. Ich sagte ja und wurde danach nie mehr kontaktiert". Der frühere Rennfahrer und Mitgründer der Porsche GmbH, Adolf Rosenberger, sah sich im Nationalsozialismus aus dem Unternehmen gedrängt, weil er Jude war. Das geht aus Dokumenten aus der Hinterlassenschaft Adolf Rosenbergers hervor, die dem ARD-Politikmagazins „Report Mainz“ exklusiv vorliegen. ... Die Dokumente werden von der mit Rosenberger befreundeten Familie Esslinger in Los Angeles aufbewahrt. Damit ist die im September veröffentlichte wissenschaftliche Aufarbeitung der Frühgeschichte von Porsche unvollständig. Dem vom Unternehmen mitfinanzierten und vom Stuttgarter Historiker Professor Wolfram Pyta erstellten Buch fehlen die von „Report Mainz“ recherchierten Dokumente. „Dr. Dieter Landenberger, the director of the Porsche archive, … says that the company will treatthe new findings with due seriousness and will commission a comprehensive external historical study before the end of the year.“ „Der sicherlich bekannteste Namen im Buch ist der von Ferdinand Porsche.
Der 30 Seiten umfassende Artikel des Wirtschaftsjournalisten Ulrich Viehöver über "Hitlers
Lieblingskonstrukteur" gehört zu den faktenreichsten Beiträgen.“ „Die Medien haben die Sprengkraft des Porsche-Beitrags bisher noch gar nicht erkannt. Viehöver hat Quellen entdeckt, die zeigen, dass der rasche Aufstieg von der Firma Porsche, die 1933 beinahe hätte Konkurs anmelden müssen, ohne die Nazis und ohne deren (häufig geraubtes) Geld nicht möglich gewesen wäre. Es stellt sich die Frage, ob sich Porsche nicht ähnlich über ehemaliges Gewerkschaftsvermögen finanziert hat wie VW.“ „Die Porsche AG will Hinweise auf Zwangsarbeit während der Naziherrschaft
durch externe Experten prüfen lassen. Dies erklärte der Leiter des
Porsche-Archivs, Dieter Landenberger, gegenüber der israelischen Zeitung
'Haaretz'. Den Anstoß zu der Untersuchung habe das Buch über 'Stuttgarter
NS-Täter' gegeben, sagte dessen Herausgeber Hermann G. Abmayr. Die erste
Auflage des Buches sei bereits vergriffen, sagte Abmayr. Dazu habe auch das
große Interesse an Vieh&ouuml;vers Kapital über Porsche beigetragen.“ „Die Recherchen des Journalisten Ulrich Viehöver setzen dem Mythos Porsche zu. Für ein neues Buch über Stuttgarter NS-Täter porträtiert er Ferdinand Porsche als "gewissenlosen Profiteur des Nazi-Regimes". Viehöver sichtete teils unbekanntes Archivmaterial und schätzt die Zahl der Porsche-Zwangsarbeiter auf etwa 300.“ „Das Unternehmen Porsche soll während des Zweiten Weltkrieges deutlich
mehr Zwangsarbeiter eingesetzt haben als bislang eingeräumt. Entsprechende
Recherche-Ergebnisse will der Wirtschaftsjournalist Ulrich Viehöver in
der kommenden Woche in dem Buch "Stuttgarter NS-Täter" veröffentlichen.
In dem Kapitel zu Ferdinand Porsche, das der Nachrichtenagentur ddp vorliegt,
geht er von mehreren Hundert Zwangsarbeitern einschließlich Kriegsgefangener
aus, die entweder bei Porsche selbst oder für Porsche gearbeitet haben.“ „Nach einer Vorabveröffentlichung über
Zwangsarbeit in der NS-Zeit bei Porsche will das Stuttgarter Unternehmen den
neuen Informationen nachgehen. Der Wirtschaftsjournalist Ulrich Viehöver
gibt in einem neuen Buch die Zahl der ehemaligen Zwangsarbeiter mit 300 an.
'Wir werden uns das näher anschauen, denn wir haben an der lückenlosen
Darstellung unserer Geschichte ein großes Interesse', sagte ein Porsche
Sprecher.“ „Ein Sprecher
des Unternehmens bestätigte, dass Ferry Porsche, Sohn von Ferdinand Porsche,
den 15-Prozent-Anteil eines jüdischen Geldgebers aus Pforzheim übernommen
hatte. Bei diesem Pforzheimer handelt es sich um den Rennfahrer Adolf Rosenberger.
Die nationalsozialistische Machtübernahme hatte für Rosenberger
gravierende Folgen. Als Jude wurde er am 5. September 1935 wegen Rassenschande
verhaftet und am 23. September aus dem Pforzheimer Untersuchungsgefängnis
an der Rohrstraße direkt ins Konzentrationslager Kislau eingewiesen.
Vier Tage später wurde er entlassen. 1936 emigriert er in die USA.“ „Ulrich Viehöver glaubt, dass Porsche
in Zuffenhausen damals nicht nur ein Konstruktionsbüro mit angeschlossener
Werkstatt war, sondern ein mittelständisches Unternehmen. Nach seinen
Recherchen waren dort im Sommer 1944 ohne Zwangsarbeiter 656 Menschen beschäftigt.“ „Viehöver
stellt fest, dass es in Zuffenhausen so genannte Behausungen für Zwangsarbeiter
der Firma Porsche gegeben habe. Zum Beispiel eine Baracke in der Schwieberdinger
Straße 130 (jetzt Porschegelände). Ulrich Viehöver hat seine
Enthüllungen in dem Buch "Stuttgarter NS-Täter" veröffentlicht.“ „Nach einer Vorabveröffentlichung über
Zwangsarbeit in der NS-Zeit bei Porsche will das Unternehmen den neuen Informationen
nachgehen. Der Wirtschaftsjournalist Ulrich Viehöver gibt in einem Beitrag
für das Buch „Stuttgarter NS-Täter", der in gekürzter
Form auch in der Samstagausgabe der Stuttgarter Zeitung erschienen ist, die
Zahl der ehemaligen Zwangsarbeiter mit 300 an.“ „Ulrich Viehöver geht recht hart mit Ferdinand Porsche ins Gericht.“ „Das Buch hat mit seinem Kapitel über Porsche bereits für Bewegung gesorgt.“ „Was Ulrich Viehöver anzubieten hatte, der auch eine kritische Biographie über den Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking veröffentlicht hat, blieb doch eine etwas dünn aufgebrühte Suppe.“
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Impressum: Hermann G. Abmayr
- 70619 Stuttgart - Buowaldstraße 52 - T 0711 429674 - info@stuttgarter-ns-taeter.de |
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